01.11.2024 [DL]
Einleitung: Normiertes Vokabular im Kontext von Museen und Sammlungen
Als normiertes Vokabular werden standardisierte Begriffssysteme bezeichnet, die konsistente Benennungen und Beschreibungen von Objekten, Konzepten und Themen ermöglichen. Mit Hilfe von normiertem Vokabular ist es möglich, Informationen einheitlich zu strukturieren, die Kommunikation zwischen Institutionen zu erleichtern und die Auffindbarkeit von Daten in digitalen Systemen zu verbessern.
Der Einsatz von normiertem Vokabular bietet zahlreiche Vorteile: Er minimiert Mehrdeutigkeiten, fördert die Interoperabilität von Datenbanken und unterstützt langfristige Erhaltungsstrategien, indem er die Grundlage für eine präzise Dokumentation und eine verlässliche Wissensvermittlung schafft. Für Museen und Sammlungen ist dies essenziell, um Objekte in ihrem kulturellen und wissenschaftlichen Kontext zugänglich und nachhaltig nutzbar zu machen.
Was macht nun aus einer Codeliste oder einem Thesaurus ein normiertes Vokabular? Anders als vielleicht nahe läge ist es nicht unbedingt die ausschließliche und direkte Verwendung bestimmter standardisierter Vokabulare und Begriffe, sondern vielmehr die Ergänzung der verwendeten Begriffe um einen eindeutigen Schlüssel, der wiederum auf einen Begriff innerhalb eines anerkannten, standardisierten und allgemein zugänglichen Vokabulars verweist.
Klingt verwirrend? Hier ein nicht ganz ernst zu nehmendes Beispiel, welches das Prinzip verdeutlicht:
Nehmen wir an, wir befinden uns in einem Heimatmuseum in Mecklenburg und möchten ein Sammlungsobjekt aus der Region dokumentieren - es handelt sich dabei um einen Wischlappen, in der Region auch „Feudel“ genannt. Bei der Verschlagwortung des Objektes möchten wir auf die hauptsächliche Verwendung des regionalen Begriffes nicht verzichten. Hintergrund ist hier, dass sowohl bei Mitarbeitern des Hauses als auch bei Besuchern der regionale Begriff gebräuchlicher ist als die Bezeichnung „Wischlappen“. Gleichzeitig soll jedoch in Portalsystemen wie Europeana das Objekt auch unter dem Begriff „Wischlappen“ und allen denkbaren nationalen Sprach- und Dialektvarianten auffindbar sein.
Die Lösung sieht folgendermaßen aus: Im lokalen Vokabular verwenden wir weiterhin den Begriff „Feudel“, wohl wissend, dass es sich dabei um eine regionale und wenig standardkonforme Bezeichnung des Gegenstandes handelt. Wir versehen den Begriff im Vokabular aber zusätzlich mit der URI http://vocab.getty.edu/page/aat/300419450, welche auf den Begriff „dust clothes“ innerhalb des Getty Arts and Architecture Thesaurus verweist.
Bei der Veröffentlichung des Objektes in Europeana kann nun der „Feudel“ gemeinsam mit all den anderen „Scheuerlappen“, „Botzlabbe“, „Fetzen“ und „stofdoekens“ gefunden werden, ohne dass dafür der doch recht sperrige AAT direkt für die Dokumentation verwendet werden muss.